65 Jahre Städtepartnerschaft Conches und Aulendorf

Der Besuch des Memorial-Museums in Caen in den riesigen Weiten der Normandie machte einmal mehr überdeutlich, was die nunmehr 65-jährige Partnerschaft zwischen Aulendorf und Conches en Ouche für die beiden Städte und ihre Einwohner bedeutet. Nach den verheerenden Weltkriegen hat die Zeit uns einen stabilen Frieden zwischen den einst erbittert gegeneinander kämpfenden Feinden Frankreich und Deutschland beschert. Welch ein riesiges Glück! Das haben auch die beiden Stadtoberhäupter Matthias Burth aus Aulendorf und sein Amtskollege Jérome Pasco für die Stadt Conches en Ouche in ihren Ansprachen anlässlich des 65-jährigen Jubiläums, das in Aulendorfs Partnerstadt Conches am vergangenen Wochenende gefeiert wurde, besonders hervorgehoben. Organisiert wurde das Treffen von den beiden Partnerschaftskollegien, das auf deutscher Seite langjährig von Brigitte Thoma und Lothar Maucher, geleitet wird. Seit vielen Jahren bestehen stabile Freundschaften zwischen den Familien, die jedes Jahr mit gegenseitigen Besuchen erneuert werden. Die Sprache ist inzwischen auch kaum ein Hindernis, denn nach vielen Jahren Austausch sprechen die Deutschen oft gut französisch und auch die Franzosen sind in der Lage sich in einer Fremdsprache zu unterhalten. Glücklicherweise verjüngt sich der Austausch mit neu nachrückenden jungen Interessenten neben den Menschen, die sich seit vielen Jahren für den Frieden zwischen den Ländern einsetzen.

Immer wieder überraschend sind die musealen Möglichkeiten, die die Kleinstadt Conches zu bieten hat. Ein Glasmuseum mit überragenden Exponaten und einer Sonderausstellung des bedeutenden heimischen Glaskünstlers Francois Décorchemont, dessen farbenfroh gestaltetes Partnerschaftsglasfenster, derzeit als Leihgabe der Stadt Aulendorf im Museum in Conches zu sehen ist. Das Museum umfasst zudem ein kleines aber feines Forschungslabor für Lasertechnik und einen Demonstrationsraum für virtuelle Museumslandschaften und bot damit beim diesjährigen Besuch einiges an Überraschungen. Zudem wurde eine kleine Landwirtschaftsausstellung besichtigt, die die Notwendigkeiten maschineller Unterstützung der riesigen Felder in der Normandie eindrücklich belegte. Überhaupt begreift man erst richtig die Bedeutung Frankreichs als Agrarstaat, wenn man die ausgedehnten Weizen-, Gerste- oder Rapsfelder in Natura sieht. Für uns Oberschwaben waren insbesondere die großen Felder mit Faserlein interessant. War früher auch das Allgäu noch blau infolge des damaligen Leinanbaus, so ist diese Pflanze bei uns nahezu nicht mehr existent und durch die profitablere Milchwirtschaft ersetzt worden. In der Normandie gibt es sie dagegen noch, die Felder, die vormittags einen blauen Schimmer haben und deren Blüten sich erst um die Mittagszeit bei vollem Sonnenschein wieder schließen.

Wie immer kamen die kulinarischen Genüsse bei den Feierlichkeiten nicht zu kurz.  Ein großes Sortiment unterschiedlichen Käses von einer Farm mit Milchschafen der Rasse Brebis und das besonders leckere und knusprige Baguette-Brot bildeten dabei den Grundstock der Gastlichkeit bei den vielen kleinen und großen Essenseinladungen, die mit Cidre und Pommeau flüssig verfeinert wurden. Besonders großzügig waren die beiden beteiligten Städte, von denen Aulendorf auch mit dem im Bus mitreisenden Bürgermeister einen sehr guten, bodenständigen Eindruck machte.  Matthias Burth wurde denn auch mit einem Fußballtrikot mit der Rückennummer 65 beschenkt. Dass es nicht in seinen Lieblingsfarben WeissRot bedruckt war, bedeutete nur einen kleinen Schönheitsfehler im insgesamt sehr harmonisch verlaufenden Austausch.

Schon jetzt wird am Termin der nächstjährigen Austragung des Treffens gearbeitet. Glücklicherweise gibt es diesen stabilen Frieden und die tiefe Freundschaft zwischen den beiden Ländern, so dass man wieder auf ein erneutes Treffen dieses Mal in Aulendorf hoffen darf.

Text: Martin Elsäßer
Fotos: Lothar Maucher
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