Die lange Geschichte der Regenbogenflagge

Gelegentlich fragen uns Bewohner*innen, weshalb wir in der Stammsiedlung eine Regenbogenflagge hissen. Das hat ganz viele Gründe. Zum Beispiel ist sie seit 100 Jahren die Genossenschaftsfahne.

Er ist nicht nur ein beliebtes Malsujet von Kindern. Der Regenbogen begleitet die Menschheit seit jeher als starkes Symbol. In vielen Kulturen galt er als Brücke zwischen Himmel und Erde oder als Zeichen des Friedens nach einem Sturm. Seine Farbenvielfalt macht ihn bis heute zum Sinnbild für Einheit in der Verschiedenheit, also genau das, was eine Genossenschaft ausmacht.

16. Jahrhundert – Reformation und Bauernkrieg
Doch der Reihe nach: In der Reformationszeit verwendete der berühmte Deutsche Theologe Thomas Müntzer den Regenbogen erstmals als eine Art Logo. Für ihn als Anführer im Bauernkrieg (1524/25) stand der Regenbogen für den göttlichen Bund und für die Hoffnung auf eine gerechte Ordnung. In seinen Schriften deutete er ihn als Zeichen des Neubeginns – für ein Reich Gottes auf Erden, frei von Unterdrückung und Willkür. So machte er den Regenbogen zu einem Erkennungszeichen für Erneuerung und Widerstand.

19. Jahrhundert – Genossenschaftsbewegung
Jahrhunderte später und ganz ohne religiöse Bedeutung nahm die internationale Genossenschaftsbewegung den Regenbogen auf. Ab 1925 als offizielle Flagge. Angesichts der Umbrüche der Industrialisierung wollten die Genossenschaften ein Zeichen setzen: Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kultur können sich zusammenschliessen, ohne ihre Vielfalt aufzugeben. In diesem Sinne symbolisieren die Farben die verschiedenen Schichten der Gesellschaft, die sich solidarisch für Gerechtigkeit und Mitbestimmung einsetzen.

20. Jahrhundert – Friedensbewegungen und soziale Initiativen
Nach dem Zweiten Weltkrieg griffen Friedensbewegungen die Regenbogenflagge auf. Besonders in Italien verbreitete sich die "Pace"-Fahne (mit dem Schriftzug Pace = Frieden). Sie erinnert daran, dass die Menschheit Gewalt überwinden und in friedlichem Zusammenleben zusammenfinden kann.

1970er-Jahre – LGBTQ+-Bewegung
1978 ergänzte der Künstler und Aktivist Gilbert Baker in San Francisco die Bedeutung der Regenbogenflagge. Er benutzte eine Farbe weniger und machte die Flagge zum Erkennungszeichen für die damalige Gay Liberation Movement. Mittlerweile steht diese Version weltweit für Vielfalt, Stolz und das Recht auf Selbstbestimmung.

Heute – ein universelles Symbol der Vielfalt
Heute tragen queere Communities, Friedensgruppen und viele andere den Regenbogen also gleichermassen als Zeichen für Diversität, Inklusion und Solidarität. Er verbindet unterschiedlichste Bewegungen, Religionen und Kulturen und erinnert daran, dass Vielfalt keine Trennung bedeutet, sondern die Gemeinschaft stärken kann – eine Botschaft, die Müntzer, die Genossenschaften, moderne Bewegungen und auch die BBZ auf je eigene Weise neu formuliert haben.
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